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Die Frage nach den “richtigen Übungen” bei “Rücken” wird wohl in jeder orthopädischen, aber auch neurochirurgischen Sprechstunde Tag für Tag unzählige Male gestellt:
die Antwort darauf ist aber – leider! – garnichtmal so einfach…:
denn “Rücken” ist nun mal nicht immer einfach “Rücken”. Der Rücken dekompensiert durch unseren sitzenden Lifestyle, klar. Das gelegentliche Herumlaufen und ein- bis zweimal in der Woche Sport oder Fitnesstraining sind wunderbar, kompensiert aber die endlosen Phasen des Sitzen`s und Liegen`s wohl auch nicht so richtig.
Also: “Was kann ich für den Rücken denn noch tun…?!” / “Übungen?!” / “Ernährung?!”
Ein ganz grosses Problem ist, dass die meisten Empfehlungen keinerlei medizinische Evidenz haben und ausserdem oft “Äpfel mit Birnen verglichen werden”. Und dieses Problem zu lösen, haben sich in der Vergangenheit schon viele Charismatiker und Gurus, aber auch wissenschaftlich ausgebildete Ärzte und in neuerer Zeit auch Physios und Fitness-/Personaltrainer zum Lebensinhalt gemacht. Die Youtube-Channels sind voll mit Erklärungen und Anweisungen zur Selbstbehandlung. Ist das der Beweis, dass es keine einzige, allein glücklich machende Methode ist…?!
Bei einem Bandscheibenvorfall/Prolaps ist “Richtige Übungen” natürlich eine ganz spezielle Frage! Empfehlungen wie Faszien entgiften, Faszienrolle, Faszientraining, Corestabilty, Powerhouse, Pilates, Yoga, Muskelaufbau, Fitnessstudio, Physiotherapie sind natürlich gut und recht gemeint, aber die Auswahl aus dem riesengroßen Angebot zu treffen ist mitunter schon doch eine Überforderung. Vor allem, wenn ausser dem Marktauftritt der Anbieter und der Patienten-/Kundenzufriedenheit keine wirklich greifbaren Kriterien vorhanden sind. Das ist zwar schon lange so, aber das Angebot explodiert mittlerweile förmlich – und die Unsicherheit spiegelt sich in den Praxen der Ärzte immer mehr.
Pilates nach Hubert Joseph Pilates, genannt Joe Pilates und Iyengar-Yoga nach B.K.S. Iyengar haben durch ihre charismatisch genialen Begründer und ihre prominenten “Jünger” besondere Bedeutung gewonnen. Auch Osteopathie nach Andrew Taylor Still sowie Cranio-Sacral-Therapie nach William Garner Sutherland und viele weitere Methoden gehören wohl in diese Reihe gestellt. Sie, wie viele weitere Methoden haben alle ihre Weiterentwicklungen erfahren, befinden sich aber immer noch nicht auf dem Boden der naturwissenschaftlich begründeten Schulmedizin, wollen dies wohl auch garnicht.
Die wissenschaftliche Evidenz für die genannten Übungs-Konzepte bei bestimmten, definierten Pathologien in LWS und ISG, also z.B. auch bei einem Bandscheibenvorfall Prolaps zu begründen ist die eine, sicherlich auch spannende Herausforderung. Die aber noch spannendere Herausforderung für all`die tradierten Übungen mit all` den klingenden Namen dürfte die Digitalisierung von “Healthcare”, die Nutzung von Biosensoren und von Onlinekonzepten speziell auch in der Rehabilitation nach einem Bandscheibenvorfall Prolaps, aber auch bei der immer häufiger zu findenden Spinalkanalstenose und der schmerzhaften iliosakralen Instabilität des Kreuzbeins werden. Die ersten Studien hierzu, die also die Effekte verschiedener traditionelle Übungsbehandlungen mit denjenigen von Online-getriggerten und speziellen Online-adaptierten Rehabilitationsmethoden verglichen, zeigten gerade bei den soeben genannten spezifischen Rückenschmerzen eine absolut neue Richtung der Rehabilitationsmedizin auf.
Dass die “Gamification” der Rehabilitationsmedizin ausserdem sogar die Motivation zum und den Spassfaktor am Üben auch nach/bei spezifischen Rückenschmerzursachen zu fördern scheint, ist sicherlich kein nicht unerwünschter Effekt.
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